Personifikation

Früher habe ich mich gefragt, was Musketiere sind
und ich beließ es dabei, gab mich mit meinem Unwissen zufrieden,
wahrscheinlich absichtlich,
da der Zauber meiner vagen Idee sonst verschwunden wäre
- diese wörtliche Assoziation mit dem Muskel, das Musketier vielleicht ein besonders starkes Tier
- diese Vorstellung von Katzen im mittelalterlichen Kämpferkostüm und daran geknüpft eine Erinnerung: Wie man mir in der Grundschule die Rolle des gestiefelten Katers angeboten hatte und ich ablehnte, weil meine Freundin sie doch auch so gerne spielen wollte
und wie ich dann am Tag der Aufführung sah, dass das Kostüm der Freundin viel zu groß war und wie wir im Schulhof im Kreis standen und es mir irgendwie egal war, dass sie und nicht ich nun im Mittelpunkt stand, wie die weiße Feder an dem großen schwarzen Hut auf ihrem Kopf wippte und  in der Sonne tanzte gleich einem Element, das sich vom Spiel lossagte.
Ja, in der Grundschule und später auch noch im Gymnasium da beschäftigte man sich mit Märchen und Fabeln, da hatten Tiere Charaktereigenschaften, Gedanken, lockten in Hinterhalte, taten Gutes, Heldenhaftes, Abscheuliches, raunten, lachten, wimmerten.
Ich sollte nach dem gestiefelten Kater erneut eine Chance bekommen, mein tierisches Bühnentalent unter Beweis zu stellen. Unter musikalischer Begleitung des Schulchors spielte ich mit meiner molligen Klassenkameradin ein Froschpaar. Ich war Quak, sie war Quick. Quick war ein Optimist, Quak ein Pessimist. Die Handlung war simpel. Die beiden Frösche fallen in einen Becher Sahne und kämpfen um ihr Überleben. Quick schafft es mit seinem Frohmut, sich nach oben aus der Schüssel zu schlagen, während Quak nach kurzer Zeit aufgibt und in der Sahne ertrinkt. Unsere Verkleidung bestand aus grüner Gesichtsschminke und Froschfüßen aus Moosgummi. Ich weiß noch ich strampelte bei der Aufführung so vehement, dass die Füße nachher nur noch in Fetzen an mir herumbaumelten. Armes Tier. 


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